Ich war noch niemals auf...Sylt. Dann wird es aber Zeit! Deutschland entdeckt wieder seine Klassiker und Sylt ist auf jeden Fall eine Reise wert. Lange weiße Strände, die wilde Nordsee, das Rote Kliff, das Wattenmeer sowie die typische Reetdach-Häuser sprechen für die Insel. Auf uns wartete der Autozug in Niebüll. Es wurde spannend. Ich entdeckte gleich die Heimat meines Mannes. Auf ging es!
Wir saßen gemütlich in unserem Auto, der Zug fuhr los. Für PKWs kostet die Reise ins Paradies heute 99,90€ Hin-und Zurück. Das Ticket kann online oder vor Ort gekauft werden. Es wackelte leicht und erstmal war nichts anderes, als Land zu sehen. Dann kam nach und nach das Wattenmeer zum Vorschein. Das Panorama war herrlich und man stellte sich schon die Insel vor. Nach 35 Min. erreichten wir langsam das Ziel. Die Aufregung war groß.
Erstmal war das Meer nicht zu sehen und es ging weiter mit dem Auto zu unserer Ferienwohnung. Nicht irgendeine Ferienwohnung. Nein, eine Ferienwohnung mit Geschichte. Das umgebautes Haus gehörte dem Großvater meines Mannes. Darauf freuten wir uns beide sehr. Es war wie zuhause. Auf der alte Türklingel stand noch eingraviert der Name der Familie. Die Wohnung war sehr liebevoll von der Tante meines Mannes eingerichtet worden. Nach einem Treffen mit der Familie ging es los mit der Entdeckung der Insel.
Von Oben nach Unten, von Ost nach West. Immer entlang des Meeres. Es war so schön, die langen Strände hoch und runter zu laufen, den konstanten Wind zu spüren, die Wellen rauschen zu hören und die Seele baumeln zu lassen. An Essen solltest es natürlich nicht fehlen. Von Goschs Fischerbude in List im Norden der Insel bis zum angesagten Sansibar-Restaurant in Rantum, über ein kulinarisches Abendessen in der urtypischen Friesenstube in Westerland. Wir wurden reichlich und lecker versorgt.
Ich bewundere die Architektur der Insel mit roten Backsteine-Gebäuden und die Häuser mit Reetdächern. Wir fuhren von einem Dorf zum anderen, liefen entlang der Uwe-Dune und genossen die Ruhe und die Leichtigkeit. Natürlich besuchten wir auch den Ort der Schönen und Reichen, Kampen. Träumen ist erlaubt. Wir sahen aber keine Promis. Wahrscheinlich laufen sie eher inkognito herum und lassen den Ferrari zu Hause. Uns ist es sympatischer auf dieser Art. Zu der Jahreszeit, wahrscheinlich auch zu kalt.
Es war Winter. Wobei, der echter Sylter verpasst nicht das traditionelle Biikebrennen am 21. Februar. Mit Pauken und Trompeten setzen sich die Fackelzüge zu den Biiken der Insel in Bewegung. Dort wartet man gespannt auf den Aufruf „Tjen di Biiki ön!“ Ein Tusch, dann fliegt die erste Fackel ins Geäst. Kurze Zeit später stürzt die Tonne, die inmitten der Biike auf einem Pfahl thront, in die Flammen. Diese Tradition erlebten wir. Früher wurden mit den großen Biikefeuern noch die Seemänner verabschiedet, die Wochen und Monate auf hoher See von ihren Familien getrennt waren. Aus der Ferne konnten sie noch die heimischen Feuer lodern sehen. Heute feiern die Sylter mit dem Biikebrennen hingegen das Ende des Winters.
Nach der Biike haben wir dann im Kreise der Familie meines Mannes lecker Grünkohl gegessen. Grünkohl ist als typisches Wintergemüse eine kulinarisch ideale Begleitung des Biikefestes. Schon kurz vor Biike werden die Grünkohlreserven der Bauern meist knapp, am Abend des 21. Februars wird also nicht nur der Winter, sondern auch der Grünkohl verabschiedet und noch einmal zünftig genossen.
Zu einer andere Jahreszeit ist es ein Muss, die Insel mit dem Fahrrad zu erkunden und den Tag am Meer in einem Strandkorb zu verbringen. Baden im Meer darf auch nicht fehlen. Kleiner Tipp: sollte es zu gefährlich aussehen, wir kennen einen der Rettungsschwimmer auf der Insel: Lars. Er ging mit meinem Mann zu Schule. Der Sender ARTE erzählte zuletzt über das Leben auf Sylt und in der ARTE Mediathek findest Du auch die einheimischen Rezepte von Lars und seiner Familie. Guten Appétit.
Die Zeit verging so schnell und wir konnten sie leider auch nicht anhalten. Der Autozug wartete wieder auf uns. Aber die Insel gehört zur Familie. Einmal Sylt immer Sylt.
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